31 August 2014

Fridolin - vergessen

Erinnern Sie sich noch an Fridolin? Ich habe den armen, kleinen Kerl einfach an einem chinesischen Strand vergessen! Allerdings kann ich mich jetzt nicht mehr mit dem Weihnachtsessen, sondern allenfalls dem Verdauen mehrerer Schnitzel und Kirschbiere aus Schinkels Brauhaus in Witzenhausen herausreden.

Wollen wir einfach so tun, als wären nicht mehrere Monate vergangen und gemeinsam eine Lösung finden? Könnten Sie bitte so tun, als wäre immer noch Januar? Das Wetter würde ja passen...

Da waren wir vor viel zu langer Zeit: 

Fridolin und die Amnestie

Der arme kleine Fridolin
sitzt jetzt schon lange in Beijing.
Ich hab' ihn glatt vergessen
über dem Weihnachtsessen.

Doch jetzt ist seine Rettung nah,
denn einer seiner Wächter sah,
dass Putin einen Milliardär
begnadigt hat. Und der
hat scheinbar viel mehr ausgefressen,
als nur auf einem Platz gesessen.
Darum ließ man den Fridolin
in Frieden seines Weges ziehn.

Der latscht jetzt an des Meeres Strande
so hin und her und vor sich hin.
Denn heute ist er außerstande
geraden Schrittes loszugehn.
Er ist totmüde und frustriert,
die Odyssee hat ihn lädiert.
Darum legt er sich erst aufs Ohr
und singt sich selbst ein Schlaflied vor:
"Schlaf, Vogel, schlaf,
Du warst doch echt ein  Schaf,
sitzt nicht unter dem Bäumelein
und träumst jetzt auch kein Träumelein,
schlaf, Vogel, schlaf."

Nun schließt er fest die Augen
und möchte gerne glauben,
dass am Morgen dann
er auch wieder schwimmen kann.

28 August 2014

Sinnloses Herumballern und wilde Prügeleien

Das Leben kann so einfach sein: Man setzt sich ins Kino, nimmt billigend einen Hörsturz in Kauf, weil so laut geschossen wird, klopft sich 90 Minuten lang lachend auf die Schenkel angesichts eines Arnold Schwarzenegger, der neuerdings, obwohl er mit einer ähnlichen Pumpgun herumballert wie in den Terminator-Filmen, immer aussieht wie ein wütender Rentner, der seinen Kleingarten verteidigt, freut sich über einen wohlchoreographierten Zweikampf zwischen Wesley Snipes und irgendeinem anderen, fragt sich, wann Mr. Stallone sich die Lippen neu aufspritzen lassen will und geht dann fröhlich und für ein paar Stunden schwerhörig wieder nach Hause.

Da werden keine Probleme besprochen, der Generationenkonflikt findet in Kampfanzügen, beim Aufeinandertreffen von "Ich trete jetzt die Tür ein!" und "Ich hacke mich in die Alarmanlage." statt, und man läuft nicht Gefahr, auf diskutierende Sozialpädagogen zu treffen.

Das macht einen Sauspaß und heißt "Expendables 1 - 3". Wenn es nach mir ginge, müssten am Ende nicht einmal die Guten gewinnen. Es soll nur hübsch aussehen.

Gehen Sie mir weg mit Wim Wenders, Jim Jarmusch oder Caroline Link - ich will nicht denken, ich will Spaß!

25 August 2014

Badezimmer-Update

Der Liebste und außerdem beste Improvisationshandwerker von allen hat - zumindest für eine Zeit - das Wasserablaufproblem gelöst: Er hat ein Kupferrohr mit Silikon festgeklebt (das geht garantiert fachmännischer auszudrücken - sehen Sie mir mein laienhaftes Gefasel bitte nach!), so dass das Wasser jetzt nicht mehr auf direktem Weg zur Tür laufen kann.

Und weil das Wasser ja nicht blöd ist und seitwärts auszureißen versucht, haben wir am Wochenende einen Wasserwegschieber gekauft. Der steht jetzt beim Duschen irgendwie quer, so dass das Wasser nur noch wenig Chancen zum Weglaufen hat. Und wenn man jetzt während des Duschens immer mal wieder die Wassermassen Richtung Ausguss schiebt, kann man die Aruba-Regendusche echt voll genießen. 

Ich finde, dass wir das alles sehr gut hinbekommen haben und versuche gerade meinen Frieden mit der Tatsache zu machen, dass ich schon wieder vergessen habe, wozu Fittinge gut sind.

Und wenn wir erst einmal einen Duschvorhang haben, der lang genug ist, um die Wassermassen zu bändigen, ist auch die Gefahr der Überflutung des Erdgeschosses komplett gebannt.

Ganz ehrlich: Ich habe ja vor vielen Jahren gedacht, ich sei ganz weit vorn, wenn ich ein Regal nicht an die Wand bohre, sondern annagele, rein improvisationstalenttechnisch gesehen. Heute weiß ich, dass ich unter gnadenloser Selbstüberschätzung gelitten habe. 

Egal, ich dusche, also bin ich!

Ich bin unschuldig! Echt!

Könnte dieser Hund rauben? Yes, he can!

Räuber und Trickbetrüger

Eigentlich behauptet der Herr Schmitt ja von sich, blind zu sein. Er schnüffelt sich höchst vorsichtig die Treppe hinunter, kollidiert auch gern einmal mit marodierenden Stromverteilerkästen oder scheißt versehentlich unter eine Parkbank, weil er sie für ein Gebüsch hält. Er rennt mit demjenigen mit, der am stärksten riecht (das vermute ich zumindest), und wenn man den kapitalen Fehler macht, ihn von der Leine zu lassen, ist er quasi uneinholbar - und grundsätzlich in die falsche Richtung unterwegs.

Im Vertrauen darauf, dass diese Blindheit ein dauerhafter Zustand und Herr Schmitt außerdem gut erzogen ist, begab ich mich gestern Nachmittag, gemeinsam mit einem Teller frisch zubereiteter Schnittchen und leichter Lektüre auf die sonntägliche Couch.  

Kaum hatte ich mich gesetzt, schoss ein schwarzbrauner, ca. 30 cm niedriger Blitz aus einer dunklen Ecke hervor, schnappte nach einem überstehenden Stück Schinken und atmete den größten Teil davon innerhalb von Sekundenbruchteilen ein.

Keine Minute später - ich starrte immer noch entgeistert auf mein leeres Schnittchen - lag er mir zu Füßen, schenkte mir den typischen Schmitt-Blick und kaute dreist weiter, im Mundwinkel noch immer einen Streifen des Schinkens. Glauben Sie mir, da war nicht der Hauch eines schlechten Gewissens und keine Spur von jahrelanger Erziehung ("Nein, der Hund bekommt nie vom Tisch!!!") . Ganz im Gegenteil: In dem Moment, in dem Herr Schmitt den letzten Bissen verschlungen hatte, vergaß er, wie es dazu gekommen war, dass er überhaupt Mundraub begangen hatte und schnüffelte gierig in Richtung Salamischnittchen.

22 August 2014

Ice Bucket Challenge

Lena nominiert Heidi Klum, Helene Fischer lässt sich im BH übergießen und nominiert Robbie Williams. Und während sich alle lustig gegenseitig nominieren, gleichzeitig für Spenden gegen eine Nervenkrankheit werben, von der ich vorher noch nie gehört habe, stellen sich mir die folgenden Fragen:

Ist diese Nervenkrankheit extra erfunden worden, um die Ice Bucket Challenge folgen zu lassen?
Bekommt man diese Nervenkrankheit möglicherweise nur, wenn man sich kaltes Wasser über den Kopf kippt?
Werben die Promis wirklich für Spenden, oder geht es nicht vielmehr um die neue CD, einen wichtigen Instagramm Account oder darum, dass eine Leni Fischer aus Deutschland zeigt, wie sie sich in der großen, weiten Welt auskennt?
Müssen wir Angst haben, dass Robbie Williams angesichts dieses galoppierenden Schwachsinns wieder zu Alkohol und Drogen greift?
Warum ist Angela Merkel noch nicht nominiert worden?

Wussten Sie übrigens, dass der Erfinder der Ice Bucket Challenge kläglich ersoffen ist - im Hafenbecken von Nantucket, Massachusetts, nicht in einem mit Eiswasser gefüllten Kübel?

Der 60. Geburtstag


"Treib Sport!" ist dieses Mannes Credo,
er spielt viel Tennis, kann Aikido.
Doch all das hilft ihm heute wenig,
denn er wird sechzig. 

Geschenke werden ihm gebracht,
über die nur der Schenker lacht:
Biovital und Doppelherz,
Inkontinenzkram - ohne Scherz!

Er fragt sich, ob er übel träumt
und hat den Kram schnell weggeräumt.
Dann bricht er Richtung Kneipe auf
und sagt sich: "Ich mach einen drauf!"

Im Gasthaus trinkt er zuviel Bier,
wird dann zum Baggerpionier.
Sucht sich ein Weibchen, küsst sie aufs Ohr,
doch sie schreit "Hilfe!" und holt hervor

das gute, alte Pfefferspray
sprüht ihm ins Auge - das tut weh!
Dem Weibchen tut das gar nicht leid,
denn Küssen ging ihr viel zu weit.

Und das alles läuft unter dem Motto: "Reim Dich, oder ich schlag Dich!" *zwinker*

21 August 2014

Eichhorn mit Migrationshintergrund

Es war einmal ein Eichhorn,
das wähnte sich schon ganz vorn
beim Eichhörnchenfrisurcontest.
Doch allzu schnell stellte es fest,
dass so ein graues Eichhornfell
in deutschen Wäldern prinzipiell
zum Ausschluss aus dem Wettkampf führt.

Das Eichhorn war nicht amüsiert
und ging zum Gleichstellungsgericht.
"Dich nehmen wir beim Contest nicht!"
sprach dort die weise Eule.
"In Deutschland ist das Eichhorn rot,
ein graues kommt uns nicht ins Boot,
denn das ist heimlich immigriert,
und wird von uns nicht akzeptiert."

Und die Moral von der Geschicht'?
Ein graues Eichhorn modelt nicht.

20 August 2014

Gefangen im Badezimmer

Sie kennen sicher die Horrorgeschichten von Entführungsopfern, die in kleine Räume gesperrt werden. Damit kann ich mich nicht herausreden - ich habe mich selbst gefangen genommen. Und das kam so:

Einer meiner Anteile muss in einem früheren Leben Handwerker gewesen sein. Zusammen mit dem sich permanent selbst überschätzenden Angeber (ein weiterer meiner inneren Anteile) verabredete er sich mit dem Liebsten, jetzt endlich mal das Bad von Grund auf zu renovieren. Und so geschah es, dass ich mich in alte Klamotten gewandete, mit einem Bohrhammer (heißt das so?) bewaffnete und gemeinsam mit dem Mann meines Lebens und allerbestem Handwerker von allen heraus-, abriss und wegschleppte, was nicht niet- und nagelfest war.

Unser Plan war ambitioniert: Kacheln ab, Badewanne raus, Wände aufstemmen (das heißt auf handwerkerisch "Schlitze klopfen" und ist höllisch anstrengend), Rohre und Leitungen neu verlegen, Wand und Boden neu verfliesen, streichen, Heizung, neues Klo, Waschbecken, nagelneue Dusche einbauen und neue Badmöbel anbringen bzw. aufstellen in 10 Tagen.

Seitdem sind 25 Tage vergangen, und es ist uns mit vereinten Kräften gelungen, geschätzte 70% des Plans zu erfüllen. Gestern Abend befand sich auch die Dusche am Bestimmungsort. Allerdings mussten wir feststellen, dass sie zwar großartig funktioniert (es kommt Wasser raus, wenn man den Hahn aufdreht, sogar warmes), das Wasser aber in die falsche Richtung unterwegs ist. Es läuft nicht in Richtung Ausguss, wo es hin soll, sondern zur Tür. Das ist suboptimal, und da müssen wir nochmal ran.

Nach also inzwischen fast vier Wochen Gefangenschaft im Bad habe ich die Befürchtung, dass man uns, sollten wir in diesem Leben noch fertig werden, vorsichtig auswildern muss. Jemand muss uns erklären, dass es andere Nahrungsmittel gibt als Gehacktesbrötchen mit Bier, und auch die Zeit zwischen Feierabend und Schlafengehen kann dann ja ganz anders genutzt werden.

Wie fühlt es sich an, wenn man auf einmal sauber ist und einem keine Kachelsplitter im Auge stecken? Wie verschaffen wir uns Bewegung, wenn der Bauschutt abtransportiert ist? Und gibt es überhaupt ein Leben außerhalb von Bad und Baumarkt?

19 August 2014

Fiftysomething

Altern ist nichts für Schwächlinge, das kann ich Ihnen sagen! Seit mittlerweile viereinhalb Monaten trage ich eine hässliche 50 mit mir herum. Das habe ich mir weder gewünscht noch mich darauf gefreut, es ist mir passiert. Und es wird in diesem Jahr noch anderen Menschen passieren, deren Eltern für das Jahr 1964 produziert haben.

Ja, ich weiß, Sandra Bullock ist 50, Keanu Reeves auch. Michelle Obama, die doofe Katja Riemann (der gönne ich es auch) und Nicolas Cage haben es wohl einigermaßen unfallfrei geschafft. Die haben aber auch Personal Trainer und Schönheitschirurgen. Ich habe nur mich und zuviele Spiegel im Haus.

Ich weiß ja nicht, wie alt Sie sind. Haben Sie es schon hinter sich? Wie geht es Ihnen damit? Werden Sie auch neuerdings von Menschen unter 30 gesiezt, und versuchen Grundschüler, Ihnen über die Straße zu helfen? Werden Sie bei einem Flirtversuch vom zu Beflirtenden gefragt, ob Sie ihn adoptieren wollen und ihm vorher einen Kontoauszug zeigen könnten?

Nicht? Heißen Sie Sandra Bullock? Auch nicht? Kennen Sie Professor Mang persönlich? Haben Sie einen guten Therapeuten, und würden Sie mir bitte seine Telefonnummer geben ?

Wenn das alles nicht auf Sie zutrifft, sind Sie entweder zu jung, um die Sorgen älterer Menschen zu verstehen, oder Sie haben ein beneidenswert sonniges Gemüt. Ich für meinen Teil gehe jetzt wieder in den Keller und tue so, als wäre ich 12.