05 Juli 2016

Frauen merken mehr.

... und das hat bestimmt einen guten Grund.

Es geht um ein Phänomen, das der einen oder dem anderen von Ihnen bekannt vorkommen dürfte: Frau hantiert im Garten. Die Schwiegemama rupft ein paar Meter entfernt Unkraut und brummelt sich irgendwas in den nichtvorhandenen Bart. Frau hört das bzw. hört zumindest, dass etwas gesagt wurde. Der Hund buddelt an anderer Stelle und wird sofort bemerkt, ebenso wie der Nachbar, der sich mit dem Minibaggerfahrer auf seinem Grundstück unterhält und der Postbote, der ein Paket abzugeben hat.

Bei ihm sieht das ganz anders aus. Er ist so vertieft in das, was er gerade tut, dass er weder das Rappeln seines Mobiltelefons in der Hosentasche noch die schreienden Kinder, den bellenden Hund oder die zu seinen Füßen verendende Lebenspartnerin wahrnimmt. Er hat zu tun. Punkt.

Jetzt wollen wir uns fragen, wer mit seiner Arbeit besser vorankommt... Okay, sein Erfolg wird durch die Leiche im Garten, blutende Kinder und den Arm des Briefträgers, den der Hund gerade verbuddelt, überschattet. Sie hat in der gleichen Zeit den Hund gebürstet, die Kinder beruhigt, mit dem Nachbarn geplaudert, dem Briefträger die Post für die ganze Straße abgenommen und verteilt  und mit der Schwiegermama den Garten umgegraben. Dabei wollte sie doch nur Unkraut jäten... Das ist inzwischen etwas mehr als mannshoch, weil ihr immer etwas dazwischenkommt, bevor sie überhaupt angefangen hat.

"Warum ist das so?" frage ich mich immer wieder, wenn ich erfolglos quer durch den Garten brülle wie ein Arbeiter auf der BER-Baustelle. 
Meine These: Das hat ganz archaische Gründe. Höhlenkram. Sie musste sich ja um Bälger, Feuer, Großfamilie und Höhlenreinlichkeit kümmern, während er auf Mammutjagd war. Sie musste für alles um sie herum aufmerksam sein; er hätte nicht einmal eine Urzeitmaus erlegt, wenn er nur in der Gegend herumgeguckt und sich mit seinen Jagdkumpels über Mammutrezepte unterhalten hätte. Ganz davon abgesehen, dass er rasch zum Frühstück des nächsten Säbelzahntigers geworden wäre.

Okay, aus der Höhle ist ein Einfamilienhaus geworden, das Feuer kommt aus der Steckdose und kostet eine Mörderkohle, der Säbelzahntiger wurde durch das unausgesetzt rappelnde Mobiltelefon ersetzt (die Adrenalinausschüttung jedenfalls ist ähnlich hoch beim Klingeln eines Telefons wie beim Anblick eines Raubtieres ohne Zaun dazwischen) und seine jägerischen Aktivitäten beschränken sich inzwischen auf das Verfolgen niedriger motorisierter Fahrzeuge. 

Nein, unsere Gene haben die Höhle noch lange nicht verlassen! Und ich habe so eine Ahnung, dass es auch noch eine Weile dauern wird, bis Mann und Frau auch mental umgezogen sind - und ihrer beider limbischen Systeme mitgenommen haben.

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