14 Dezember 2017

Mein Weihnachtsgeschenk: Eine Insertionstendopathie

Das ist Orthopädendeutsch für eine Entzündung am Sehnenansatz, findet bei mir am linken Fuß statt und führt dazu, dass sich Alterungsprozess und innerer Schweinehund verbünden und gegen jede Form von Bewegung argumentieren können, die auf zwei Füßen stattfindet. 
Meine Grundannahme "Wer bei mir Körper sein will, muss sich zusammenreißen können." muss ich angesichts dieser Symptome überdenken. Denn dieser Körper hat ja offensichtlich nicht vor, sich zusammenzureißen, sondern produziert ein Wehwehchen nach dem anderen. Da darf frau sich doch die Frage stellen, was der Scheiß soll.

Und schon höre ich die Glaubenssätze meiner Altersgenoss/innen: "Der Alterungsprozess macht vor niemandem halt!", "Das ist doch in deinem Alter völlig normal. Sei froh, dass du noch keinen Rollator brauchst!" (Okay, das ist mal wieder übertrieben...) Die Sanitätshausfachfrau, die mir die benötigten Einlagen verpasst hat, meine ersten seit der Pubertät übrigens, erklärte im Brustton der Überzeugung: "In unserem Alter muss man doch froh sein über alles, was noch geht." Also echt jetzt! Ich weiß ja nicht, wie alt die Dame ist, ich jedenfalls habe nicht vor, mich zu beschränken! Da werden ja die Alterszipperlein quasi vorbestellt. Ne, nicht mit mir!

Glücklicherweise traf ein Tweet mitten in meine schlechte Laune. Das Foto einer 68-jährigen

Sabra Harvey
https://www.runnersworld.com/masters/hurricane-harvey-could-barely-slow-down-this-dominating-68-year-old?utm_source=t.co&utm_medium=Social&utm_term=1222979721&utm_campaign=Runner%E2%80%99s%20World
Läuferin. Der herzallerliebste Ehemann merkte sofort an, dass sie aber sehr grimmig schauen würde. Ich habe nur auf das Gesamtbild geguckt. Aber ich weiß ja auch, dass frau gern einmal grimmig guckt, wenn es anstrengend wird. Alterungsprozess? Drauf geschissen! Froh sein über das, was noch geht? Ha! Ziele, Träume, die über das 50ste Lebensjahr hinausgehen? Herzlich willkommen!

Ich werde also jetzt mit Retterspitzumschlägen und viel Geduld dieses vermaledeite Sehnengedöns in den Griff bekommen, brav die Friktionsspange um meinen rechten Unterarm legen, die nächste Muskelbude aufsuchen und die Zeit, bis ich wieder ordentlich rennen kann, mit Spinning überbrücken. Das entlastet auch den Ellbogen.

Wenn ich dann mit 68 Jahren so aussehe wie Sabra Harvey und die 10 Meilen in einer Stunde und elf Minuten rennen kann, erlaube ich mir auch den grimmigen Blick. Und werde darüber hinaus froh und dankbar sein, dass ich den Beweis antreten durfte für ein Leben nach dem fünfzigsten Geburtstag.

Also nochmal alle zusammen: Alterungsprozess - drauf geschissen!

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